Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
73
Der Hauberg steht jetzt kahl da ; Ginster- und Heidegestrüpp bedeckt den
Boden. Mit einer kräftigen Hacke wird nun Rasen und Gestrüpp 5—8 cm
tief umgehackt. Nachdem der Rasen getrocknet, die Erde ausgeklopft ist,
flammen bald Hunderte von Feuern au den kahlen Abhängen der Berge auf;
ihr Rauch legt sich wie eine weiße Decke über die stillen Thäler. Später
werden die Äschenhaufen auseinandergeworfen, und in die Asche hinein wird
Saatkorn gestreut. Am frühen Herbstmorgen ziehen dann die Genossen mit
Zugtieren und kleinen Pflügen in den Hauberg, um die Saat unter die Erde
zu bringen, und so folgt der Lohernte im andern Sommer die Roggenernte.
Hat sich in den nächsten Jahren der Boden mit saftigen Gräsern bedeckt, so
sind die Lohberge das Bereich der Hirten. Wird aber das Gras dürftig, und
treten endlich Ginster und Heidekraut an seine Stelle, so liefert der Hauberg
den Genossen ein brauchbares Streumittel. Nun läßt man dem Hauberge
einige Jahre Ruhe, bis die stehen gebliebenen Wurzelstöcke der Eichen neue,
kräftige Sprossen getrieben haben.
2. In nicht allzu ferner Zeit wird ein großer Teil der Hauberge des
Siegerlandes verschwinden müssen; denn während der Lohn für die Arbeit
im Hauberge sich ständig steigert, füllt unaufhörlich der Preis der gewonnenen
Erzeugnisse. In früheren Zeiten stellte man aus dem Holze der Hauberge
Holzkohlen her, die man für gutes Geld an die zahlreichen Hochöfen und
Eisenhütten des Siegerlandes absetzen konnte. Jetzt ist die Holzkohle fast
völlig durch den Koks verdrängt worden, und die Meiler sind daher aus den
Thälern verschwunden. Dazu kommt noch, daß die Eichenlohe ausländischen
Gerbstoffen, besonders dem Quebrachoholz*), durch dessen Verwendung das
Leder in viel kürzerer Zeit und viel billiger hergestellt werden kann, mehr
und mehr weichen muß, wodurch ihr Preis allmählich stark herabgedrückt
wird. Um dies zu verhindern, haben die Haubergsleute — freilich vergeb-
lich — zu erreichen versucht, daß ein hoher Zoll auf die Einfuhr von Que-
brachoholz gelegt werde. Es bleibt eben nichts anderes übrig, als die Berge
mit der Zeit einer andern Bewirtschaftung zu unterwerfen, und damit ist
bereits ein guter Anfang gemacht worden. Die hochgelegenen Flächen der
Hauberge bepflanzt man mit Fichten; besonders warm gelegene Teile sind in
Obstpflauzungen verwandelt worden, und die den Dörfern zunächst liegenden
Stücke werden wohl nach und nach in Acker- und Wiesenland umgewandelt
werden, zumal der wachsenden Industrie gegenüber die Zunahme des Acker-
baues Nur V0n Vorteil sein kann. Nach Rover u. a.
*76. Die Gewinnung der Naphtha.
Trotzdem der allgemeine Gebrauch des Petroleums und mit ihm die
ganze Naphthaindustrie verhältnismässig jung sind, so kannte man doch
Naphtha schon im grauesten Altertum. Persische Priester zündeten das dunkle
01, wo es aus der Erde hervorquoll, ihren Göttern zu Ehren an. Die alten
Ägypter balsamierten ihre Toten mit Erdöl ein, und die Mauern von Babylon
wurden mit Naphthamörtel gebaut, der ihnen eine besondere Festigkeit und
Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse verlieh. Wenn die Naphtha
*) Dieses rotbraune, harte Holz enthält eine reichliche Menge von Gerbstoff und wird
aus Argentinien eingeführt. Deutschlands Einfuhr betrug 1896 über 67000 t im Werte
von 3‘/2 Millionen Mark.
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denn 100 kg Gerste geben nur 70—80 kg Malz. Ist nun die Keimung so
weit fortgeschritten wie es erforderlich ist, so muß sie rasch unterbrochen
werden, und das geschieht durch die Darre."
Aus den kalten Kellerräumen stiegen wir jetzt Treppe um Treppe hin-
auf in ein oberes Stockwerk und traten durch eine kleine Thür in einen Raum
ein, aus dein uns eine glühende Hitze entgegenströmte. In der Mitte des
Raumes erblickte ich .einen mächtigen Schornstein, um den rings herum
mehrere Reihen von Öffnungen angebracht waren; aus diesen strömte die
heiße Luft. „Wir befinden uns unter der Darrkammer," erklärte der Brau-
meister. „Hier sehen wir eine Menge dürrer Keime, die den Boden hand-
hoch wie ein Teppich bedecken, sie sind durch den Drahtboden der Darre hin-
durchgefallen. Sie werden an Landwirte verkauft, welche sie dem Viehfutter
als nahrhaften Bestandteil zusetzen; denn 100 kg Malzkeime sollen ebensoviel
Nährwert haben wie 350 kg Heu." Wir stiegen eine Treppe höher und
gelangten in die untere Darrkammer, deren Fußboden und Decke durchlochte
Eisenbleche bildeten. Das Malz war spannenhoch aufgeschüttet; über uns
befand sich die obere Darrkammer, in welcher das nasse Malz abgetrocknet
wird, ehe man es der stärkeren Hitze der unteren Kammer aussetzt. Nachdem
das Malz eine Reinigungs- und eine Quetschmaschine durchlaufen hat, rieselt
es in große Behälter hinab, von wo aus es den Maischbottichen zur Bier-
bereitung zugeführt wird.
Mein Freund geleitete mich nun in das trauliche Braustübchen, wo ein
kleiner Imbiß bereitet war, zu dem eine Probe des in der Brauerei bereiteten
edeln Gerstensaftes trefflich mundete. Nach Herm. Wagner.
*82. Das Leder.
1. Das älteste Gewerbe, welches die Menschen ausübten, war die
Herstellung von Waffen. Nächst der Notwendigkeit, sich gegen wilde Tiere
oder feindliche Menschen zu schützen, drängte sich ihnen das Bedürfnis auf,
den Körper vor den schädlichen Einflüssen der Witterung zu bewahren. Sobald
die Menschen größere Tiere zu erlegen vermochten, lernten sie von selbst den
Gebrauch der Kleider kennen; der Besieger eines kräftigen Tieres schmückte
sich mit dessen Haut. Die rohe Tierhaut, welche dem Sieger erst als Sieges-
zeichen, später als Kleidung diente, hatte aber den Übelstand, daß sie bald in
Fäulnis überging; indessen konnte den rohesten Völkern nicht entgehen, daß
der Füulnisprozeß durch Entziehung des Wassergehaltes, also durch Aus-
trocknen aufgehoben wurde. Znm Trocknen der Häute über dem Feuer war
jetzt nur noch ein Schritt, ebenso zu der Erkenntnis, daß Tierhäute durch
Räuchern vor Fäulnis bewahrt werden. Das Verfahren, Tierhäute zu räuchern,
wurde noch im 18. Jahrhundert von einigen Jndianerstümmen ausgeübt.
Allein sowohl die getrocknete als auch die geräucherte Tierhaut wurde
allmählich spröde und hart und brach bei starkem Biegen. Da die Menschen
ohne Zweifel schon früh bemerkten, daß ihre eigene Haut durch Einreiben
mit Tierfett weich und geschmeidig wurde, so lag es nahe, daß sie dasselbe
Verfahren bei der Tierhaut anwandten. Dadurch wurde die tierische Haut
gleichzeitig vor Fäulnis geschützt, und so konnte bereits von einem Gerbe-
prozeß gesprochen werden. Diese Art der Gerberei finden wir noch heutzutage
bei wandernden Hirtenvölkern der asiatischen Ebenen, und sie ist die Grund-
lage der Sämischgerberei, bei welcher die tierische Haut durch Behandlung
Heinecke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 6
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Er war i. J. 1806 als der Sohn des Schreiner-Oberzunftmeisters Wirth
in Stuttgart geboren, der es sich zur Richtschnur gemacht hatte, nur
gute Arbeit in feinerer Ausführung zu liefern. Sein Sohn zeigte schon
als Lehrling, dass er nicht aus der Art geschlagen war; denn ge-
schickt und voll Ehrgeiz führte er die ihm übertragenen Arbeiten
aus, und alles, was er aus eigenem Antriebe fertigte, zeugte von
eigenem Nachdenken und künstlerischem Sinn. Als Nachfolger seines
früh verstorbenen Vaters gab Friedrich Wirth dem übernommenen
Schreinergeschäft bald eine grössere Ausdehnung. Er richtete ein
Musterlager von Möbeln ein und schuf dadurch eine der in jener
Zeit so spärlichen Gelegenheiten, zu sehen, was eigentlich feine und
genaue Schreinerarbeit sei. Die verknöcherten Zunftgenossen sahen
hierin freilich eine umstürzlerische Neuerung. Die Drechslerzunft
verklagte ihn wegen Pfuscherei, weil er an seinen Schreinerarbeiten
Teile anbrachte, die nach altem Recht nur ein gelernter Drechsler
ausführen durfte (s. Nr. 111). Trotzdem erwarb sich Wirth einen
guten Ruf und eine weitverzweigte Kundschaft, und sein Landesherr
verlieh ihm den Titel eines ,,Hofebenisten“.
Der industrielle Hauch, der in den vierziger Jahren des neun-
zehnten Jahrhunderts auch in die Gewerbe eindrang, wurde von
Friedrich Wirth rechtzeitig in der Bedeutung erkannt, die er auch
für die Schreinerei hatte, und so verhielt er sich gegen die Benutzung
einer Säge- und Hobelmaschine nicht misstrauisch und feindselig,
wie die meisten seiner Berufsgenossen, sondern verwertete die Neuerung
zu seinem Vorteile. Schon auf der Leipziger Industrie-Ausstellung
vom Jahre 1850 erhielt er für die Möbel, bei denen er die Maschine
zu Hilfe genommen hatte, die silberne Medaille. Ein Jahr später
gab ihm die erste Weltausstellung in London (s. Nr. 129) die An-
regung, einen vollständigen Maschinenbetrieb einzuführen, was da-
mals in Stuttgart ein Aufsehen erregendes Ereignis war. Dieser
Fabrikbetrieb diente vorzugsweise der Herstellung von Parkettböden.
Mittels der Maschine konnten die sauber aneinandergepassten, oft
verschiedenfarbig zu Feldern und Sternfiguren zusammengesetzten
Platten von Eichen- und Tannenholz so billig hergestellt werden, dass
sie sich zur allgemeineren Anwendung bei besseren Bauten empfahlen.
Das spiegelglatte Parkett wurde jetzt auch in feineren bürgerlichen
Wohnungen Mode und rief das Verlangen hervor, auf so vornehmen
Fussböden auch gediegenere und gewähltere Möbel und Geräte aufzu-
stellen. So wurde das Parkett der Ausgangspunkt eines feineren Ge-
schmacks für Zimmereinrichtungen, für deren Herstellung Wirth ein
besonderes Fabrikgebäude errichtete.
Im Jahre 1864 zog sich der alternde Meister auf seinen Ruhe-
sitz am Bodensee zurück. Seinen in der eigenen Werkstatt gebildeten
Söhnen konnte er getrost sein blühendes Geschäft übergeben. Es
arbeitet noch jetzt mit den neuesten und vollkommensten Holzbe-
arbeitungsmaschinen, und seine Erzeugnisse gehen nach allen Teilen
Deutschlands, nach der Schweiz, nach Holland, ja selbst nach Amerika.
Nach Schmidt-Weiisenfels und Ph. Wirtgen.
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Extrahierte Personennamen: Wirth Friedrich_Wirth Friedrich Wirth Friedrich_Wirth Friedrich Wirth Wirtgen
Extrahierte Ortsnamen: Stuttgart London Stuttgart Deutschlands Holland Amerika
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der Gewerbefreiheit im Jahre 1810 Hs. Nr. 111), durch welche die hemmenden
mittelalterlichen Schranken niedergerissen wurden, vermochte dem Handwerk zu-
nächst nicht aufzuhelfen; denn es entstand ihm eine neue Schwierigkeit durch das
Maschinenwesen. Da die Industrie ihre Erzeugnisse schneller und billiger
herstellen konnte, als das Handwerk die seinigen, so mußte auch der Hand-
werker billig arbeiten und deshalb ans Tüchtigkeit seiner Arbeit und ans ihren
künstlerischen Schmuck verzichten. „Billig und schlecht!" das waren die
Kennzeichen der Handwerksware.
Besser stand es in England und Frankreich. Hier hielt man weit mehr
auf Tüchtigkeit der Ware und ans ihre gefällige, geschmackvolle Ausführung.
Bald wurden in Deutschland nur noch englische und französische Waren
geschützt und in großen Massen aus diesen Ländern bezogen; dadurch aber
wurden dem Volksreichtnm schwere Nachteile zugefügt. Die erste allgemeine
Industrie-Ausstellung in London (1851) ließ erkennen, daß die Ausstellungs-
gegenstände der Franzosen am meisten Beifall fanden und den Weltmarkt
beherrschten. Die praktischen Engländer beschlossen daher, nicht nur um der
nationalen Ehre, sondern auch um des nationalen Wohlstandes willen mit
den Franzosen in einen Wettkampf einzutreten. Zu diesem Zwecke wurde
eine besondere Behörde geschaffen, welche im ganzen Lande eine große Zahl
gewerblicher Schulen einrichtete, in denen auf das Zeichnen ganz besonderer
Nachdruck gelegt wurde. In London aber wurde eine Anstalt ins Leben
gerufen, welche das Interesse der weitesten Volkskreise für diese Sache erwecken
und anspornen sollte. Mit einem Kostenaufwande von 1340000 Mark wurde
das Kensington-Museum errichtet, welches eine reiche Sammlung mustergiltiger
Gegenstände aller Art, aller Zeiten und Völker bergen sollte.
Schon nach wenigen Jahren machten sich die Folgen dieser Bestrebungen
bemerkbar. Bei den nächsten Ausstellungen stellte es sich heraus, daß der
englische Gewerbfleiß dem französischen gewachsen war. Die Einfuhr kunst-
gewerblicher Gegenstände nach England hatte sich wesentlich veringert; ja
es machte sich bereits eine Ausfuhr nach Frankreich bemerkbar.
2. Auch in Deutschland erkannte man, daß dem Handwerk neue Bahnen
eröffnet werden mußten und ahmte deshalb das Vorgehen der Engländer nach.
Im Jahre 1867 wurde das Königliche Kunstgewerbe-Museum in Berlin
begründet. Es bildete zuerst einen Teil des „Deutschen Gewerbemuseums".
Unter dem besonderen Schutze des preußischen Kronprinzen entwickelte sich die
Sammlung rasch. Das kronprinzliche Paar stellte leihweise wertvolle Gegen-
stände zur Verfügung, und auf Veranlassung des Kronprinzen bewilligte die
Staatsregierung einen Betrag von 45000 Mark, für welchen auf der Pariser
Weltausstellung (1867) etwa 1000 Gegenstände angekauft wurden. Das war
der Grundstock der Sammlung. Das Königliche Handelsministerium erwarb
im Jahre 1869 die kunstgewerbliche Sammlung des Freiherrn von Minutoli
in Liegnitz für 150000 Mark. Sie wurde zunächst abgesondert verwaltet;
nach drei Jahren wurde eine Sammlung von Steingutwaren mit ihr ver-
einigt. Im Jahre 1874 war die hervorragendste Erwerbung zu verzeichnen.
Für 660 000 Mark wurden 36 Stücke vorzüglicher Silberschmiedearbeit aus
dem 15. und 16. Jahrhundert angekauft. Sie waren ein kleiner Rest aus
dem Ratssilberzeug der Stadt Lüneburg, dem größten in Deutschland
erhaltenen Schatz alter Silberarbeit. Dieses Silberzeug giebt ein Bild von
dem künstlerischen Reichtum, mit welchem ehemals die Rathäuser der
deutschen Städte ausgestattet waren. Im Jahre 1610 besaß Lüneburg
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Deutschland London London Kensington-Museum England Frankreich Deutschland Berlin Liegnitz Lüneburg Deutschland
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für die Schiffahrt. An des Vaters Schreibtisch und auf der Mutter Schoß
eignete sich der scheue, kränkliche Knabe die ersten Kenntnisse an; nur vor-
übergehend besuchte er die Stadtschule. Aus einsamen Wanderungen ließ der
nachdenkliche James die Naturreize seiner Heimat — das in den Fjorden
brandende Meer, die dunkeln, träumerischen Hochlandsseeen, die von Heide-
kraut und Ginster überwucherten Höhen, mit ihren Sturzbüchen und friedlich
weidenden Herden — auf sich einwirken. Dieser tiefinnere Verkehr mit der
Natur steigerte die lebhafte Einbildungskraft des Jünglings. Im Jahre 1753
besuchte er eine Freundin seiner Mutter in Glasgow. Schon nach einigen
Wochen bat die würdige Frau Watts Mutter: „Nehmen Sie, ich bitte Sie,
ihren Sohn sobald als möglich wieder nach Greenock zurück! Jeden Abend
spinnt er eine Unterhaltung an, in die er mit unerschöpflicher Erfindungsgabe
kleine, spannende Erzählungen zu mischen weiß. Meine ganze Familie lauscht
mit solcher Aufmerksamkeit, daß man das Summen einer Fliege hört. Ein
Teil der Nacht verstreicht, ohne daß wir es gewahren, und während des
Restes können wir keine Ruhe finden."
So kehrte Watt zu den Eltern zurück. Mehr und mehr versank er in
einen ziellosen, träumerischen Zustand. Chemie, Physik und Medizin schienen
ihm weit mehr unerschöpfliche Quellen seines grübelnden Nachdenkens als
Wissensgebiete zu sein. Eines Tages fuhr ihu seine Tante unwillig an:
„James, ich habe nie einen trägeren Burschen gesehen als dich. Nimm doch
wenigstens ein Buch in die Hand! Seit einer Stunde hast du kein Wort
gesprochen. Nichts hast du gethan als den Deckel der Theekanne abgehoben
und wieder ausgesetzt, hast in den Dampfstrahl bald eine Untertasse, bald
einen Theelöffel gehalten und stumpfsinnig die Tropfen betrachtet, die sich
bildeten. Das heißt doch seine Zeit übel anwenden!" Die wackere Frau
ahnte nicht, daß in diesem Augenblicke in Watts Geist ein weltbewegender
Gedanke aufkeimte — die Verdichtung des Dampfes in einem besonderen
Behälter als Hanptbedingung für die Brauchbarkeit der Dampfmaschine.
Bald erwachte in Watt wieder die Liebe zur Mechanik, die er schon
als kleiner Knabe gezeigt hatte, als er sich und seinen Gefährten Spielzeug
ausbesserte oder neu anfertigte. Im Alter von 19 Jahren machte er sich ans
den Weg nach London, um sich dort als Mechaniker auszubilden. Schon als
Lehrling verfertigte er die feinsten mathematischen Werkzeuge. Nach Jahres-
frist kehrte er in seine Heimat zurück und fand in Glasgow Beschäftigung.
Er wurde beauftragt, die astronomischen Instrumente der dortigen Universität
instand zu setzen. Da er seine Aufgabe zur größten Zufriedenheit der Uni-
versitätslehrer löste, so entschloß er sich, eine mechanische Werkstatt in Glas-
gow zu eröffnen. Weil er aber weder der Sohn eines Glasgower Bürgers,
noch als Lehrling zunstberechtigt war, so widersetzten sich die Zunftmeister
seinem Vorhaben. Da nahmen sich die Universitätslehrer seiner an und ver-
schafften ihm eine Werkstätte im Universitütsgebände. Hier stellte er still und
zurückgezogen mehrere Jahre lang mathematische und astronomische Instrumente
her. Häufig suchten ihn die Männer der Wissenschaft in seiner niedrigen
Werkstatt auf. Nicht allein die Geschicklichkeit des jungen Mechanikers zog
sie an, sondern auch seine tiefen, vielseitigen Kenntnisse und die bescheidene
Anmut, mit der er die trockensten Dinge zu behandeln verstand.
2. Damals war es bereits dem Messerschmied Newcomen gelungen, den
sogenannten Papinschen Topf zu einem mit Kolben arbeitenden Dampfmotor
umzuwandeln. Indessen mußte bei seiner Maschine der Dampf, welcher den
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blieb als Angestellter im Dienste seines bisherigen Geschäftsherrn, bei dem er
übrigens wohl gelitten war. „Ich fürchte," sagte er, „ich habe nicht die
persönlichen Eigenschaften, die zur selbständigen Leitung eines Unter-
nehmens erforderlich sind. Deshalb bleibe ich lieber in meiner bescheidenen
Stellung und werde versuchen, das Meinige durch Fleiß und Sparsamkeit
zu vermehren. Das geht zwar langsam, ist aber sicherer." Kurze Zeit
nachher verließ ich Nürnberg, und seitdem hörte ich lange nichts mehr von
meinen Freunden.
Aber als ich nach einigen Jahren auf einer Reise nach Nürnberg kam/
suchte ich sie ans und fand sie in sehr ungleicher Lage. Der erste und dritte
hatten zwar ihre Rechnung gefunden und waren beide zufrieden. Aber der
letztere war noch immer der bescheidene Handlungsgehilfe von ehedem, während
der erstere eine bedeutende Stellung in der Nürnberger Handelswelt einnahm.
Er hatte es verstanden, in seiner Fabrik jeden Mann und jede Maschine an
die Stelle ihrer größten Leistungsfähigkeit zu setzen, und er wußte
unter der Unmenge der Nürnberger Spielzeugartikel immer diejenigen zu
treffen, die gerade den besten Absatz fanden. Dann handelteer mit raschem
Entschluß und ruhiger Ausdauer. —Dem Leinenhändler dagegen war
es nicht geglückt. Er hatte sich zwar alle Mühe gegeben, gute Ware zu
führen und zu billigem Preise zu liefern; aber die Zeitverhältnisse waren
für ihn ungünstig. Denn während er mit Leinen handelte, wandte sich der
Verbrauch allgemein den billigen Baumwollstoffen, namentlich dem Schirting
zu, welcher ebenso weiß und hübsch wie das Leinen ist. Es half ihm nichts,
daß er nicht müde wurde, den Leuten die guten Eigenschaften des Leinens, seine
größere Haltbarkeit und sein reineres Weiß immer und immer wieder anzu-
preisen. Sie behaupteten sogar, das Leinen sei ihnen unangenehm auf der
Haut, und kauften nichts. Nachdem er seine Ersparnisse zugesetzt, war er
genötigt, sein Geschäft zu schließen, und behielt noch eine bedeutende Schulden-
last zum Andenken daran.
„Ich möchte heute wohl mit dem Fabrikherrn tauschen," sagte der
Handlungsgehilfe, als ich Abschied von ihm nahm, „aber ich weiß nicht, ob
ich es immer thun möchte. Denn sein großer Betrieb birgt für ihn auch
eine ungeheure Gefahr." Nach H. Mahraun.
*168. Werkzeug und Maschine.
1. Jede Arbeit erfordert körperliche od,er geistige Anstrengung
oder beides zugleich. Der Mensch empfindet die Verminderung der
Anstrengung als eine Annehmlichkeit, die er mit Hilfe des Verstandes
herbeizuführen strebt. Schon frühzeitig haben die Menschen wahrge-
nommen, dass der Boden mehr hervorbringt, wenn er gründlich
bearbeitet wird. In die weiche Erde ein Loch zu drücken, um ein
Samenkorn hineinzusenken, das vermochte der Finger; aber weder
seine Kraft, noch seine Gestaltung reichte aus, um den harten
Boden genügend zu lockern. Dazu bediente sich der Mensch eines
harten Gegenstandes, z. B. eines scharfkantigen Steines, eines Stückes
Eisen, und so wurde er auf die Erfindung des Spatens und später
des Pfluges geführt. Vergeblich bemühte er sich, mit dem Finger
in eine Tierhaut, in Holz, Stein oder Eisen ein Loch zu bohren. Da
formte er aus härteren Stoffen künstliche, scharf zugespitzte Finger,
z. B. Nadeln, Pfriemen oder Bohrer, welche er mit der grösseren
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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249
wanderte die Ware zur Bohrmaschine, die mit Dampf getrieben und
stets von denselben Arbeitern bedient wurde. Auch diese Leute
hatten bereits eine grosse Sicherheit in ihrer Arbeit erreicht. Jetzt
wurde ich in einen grossen Arbeitsraum geführt, in dem Frauen und
Mädchen die Borsten sortierten. Aus grossen Haufen suchten sie die
feinen und groben, die weissen und schwarzen Haare heraus und
legten die gleichartigen in Häufchen vor sich auf Tische. Von da
wanderten sie weiter, um in wohl noch 20 Unterabteilungen sortiert
zu werden. Diese Arbeit wurde ebenfalls von weiblichen Arbeitern
ausgeführt; denn es gehörten ja nur flinke Hände und scharfe
Augen dazu, und die haben die Frauen. Der nächste Raum beher-
bergte die eigentliche Bürstenbinderei, in der die Borsten eingesetzt
wurden. Aber auch hier verfertigte nicht jeder Arbeiter alle Bürsten-
sorten; sondern es waren Abteilungen gebildet für die groben,
mittleren, feinen und feinsten Sorten, und jeder Abteilung waren
dafür besonders geschickte Arbeiter zugewiesen. Diese blieben meistens
dauernd in ihrer Abteilung und nur, wenn man merkte, dass ein
Arbeiter an Geschicklichkeit zu- oder abnahm, versetzte man ihn in
eine andere. Aber auch in der Binderei wurden viele Bürsten noch
nicht ganz fertig, sondern ein grosser Teil ging noch einmal in die
Tischlerei zurück, wo die Oberblätter aufgeleimt, verschraubt und die
Politur vervollständigt wurde.
Als ich später wieder einmal zu dem alten Bürstenbinder kam,
schilderte ich ihm, was ich in der Fabrik gesehen hatte. ,,Es ist kein
Wunder,“ sagte der alte Meister nachdenklich, „dass ich mit denen
nicht mehr mitkommen kann; denn eine solch geschickte Arbeits-
teilung ist in meiner Werkstatt gar nicht ausführbar, weil ein
Handwerker so viele Gehilfen gar nicht haben kann. Ich muss eben
alle Arbeit selber machen, und deshalb geht sie nicht so schnell
von statten. Ich glaube wohl nicht, dass meine Bürsten schlechter
sind, als die in der Fabrik hergestellten; aber ihre Herstellung kostet
mich weit mehr, und da ich sie zu gleich niedrigem Preise verkaufen
muss, so verdiene ich weniger daran als der Fabrikant. Das ist der
Grund, weshalb ich und so mancher Handwerker heute nicht mehr
vorwärts kommen kann.“ Nach H. Mahraun.
*175. Handwerk und Fabrikwesen.
1. Wer wollte es leugnen, daß die Erfindung der Maschinen und die
Gründung der Fabriken bedeutsame Folgen für das Handwerk gehabt haben!
Auf den ersten Blick scheinen diese Folgen nur verhängnisvoll zu sein; denn
der Fabrikbetrieb hat dem Handwerksbetrieb gegenüber handgreifliche Vorteile.
Die Fabrikherren vermögen mit Hilfe ihrer Maschinen und infolge der
bedeutend erweiterten Arbeitsteilung Unmassen von Waren zu billigen
Preisen auf den Markt zu werfen; ihnen steht ein großes Kapital zu Gebote
— wie können die Handwerksmeister mit ihnen in Wettbewerb treten! Wer
mag noch die Erzeugnisse der ehrbaren Meister kaufen, wenn dieselben Waren
in zahlreichen Fabriken zu Spottpreisen hergestellt werden.
Thatsächlich sahen sich durch die Einführung der Maschinen viele
Handwerksmeister gezwungen, ihre Selbständigkeit aufzugeben und als Fabrik-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
ohrenzerreißendes Getöse erfüllte den Saal. Ich sah zu. wie ein Webstnhl arbeitete.
Eine Anzahl von Kettenfaden, ein sogenanntes Webfach, hob sich empor; an jeder
Seite des Stuhles war ein Schläger angebracht; einer schlenderte den „Schützen",
welcher eine Spule mit dem Einschlagfaden enthält, in der Querrichtnng durch die
Kette. Nach dem Schuß schlug ein Nahmen den Einschlagsaden gegen das bereits
fertige Gewebe an, worauf sich ein anderes Webfach hob und der andere Schläger
einen neuen Schuß erfolgen ließ, und so ging es taktmäßig weiter. Vergeblich
bemühte ich mich, die Einrichtung des Webstuhls ein wenig zu ergründen. Mein
Führer sagte, der Mechanismus sei so zusammengesetzt, daß es wohl einiger
Fig. 14. Leim- und Tr o ctenm as ch ine aus der „Sächsischen Webstuhlfabrik"
(L. S ch ö n h e r r) in Chemnitz.
Stunden bedürfe, um einem Laien das kunstvolle Ineinandergreifen so vieler
Einzelteile zu erklären, auch wenn ihm der einfache Handwebstuhl bereits be-
kannt sei.
3. Jetzt wollte ich mich dankend verabschieden; allein der Beamte versetzte:
„Sie halten wohl das von den Webstühlen kommende Tuch für fertige Ware?
Dazu fehlt noch viel; allein Sie werden wohl ermüdet sein." „O nein, ich
möchte Sie nur nicht allzusehr in Anspruch nehmen," erwiderte ich. „So folgen
Sie mir, damit Sie auch noch von der Zubereitung oder Appretur des Tuches
einen Begriff bekommen. Diese Mädchen hier entfernen aus dem rohen Tuch
alle Unreinheiten, wie Wollfasern und Knötchen, und dann wandert es vom
obersten Stockwerk des Gebäudes ins Erdgeschoß." Schnell hatte uns ein Aufzug
hinabbefördert, und ich stand bald vor einer Waschmaschine, in welcher die Fäden
des Tuches den Leim verloren, der sie für das Weben widerstandsfähiger gemacht
hatte. Zugleich verfilzten sie sich so ineinander, daß sie kaum mehr zu unter-
scheiden waren. „Bei Kammgarnstoffen," sagte mein Führer, „stndet eine solche
Verstlzung weit weniger statt, weshalb bei ihnen die Fäden der Kette und des
Einschlags viel deutlicher zu erkennen sind. Nach der Wäsche wird das Tuch
gewalkt, indem es, nicht etwa flach ausgebreitet, sondern als ein Strang zwischen
zwei Walzen unter starkem Druck hindurchgeführt wird, wodurch es sich ver-
dichtet und verdickt."
Jetzt ließ mich der Beamte beobachten, wie das Tuch in der Rauhmaschine
^ „gerauht" wird. Der durch das Walken auf der Oberfläche des Tuches ge-
bildete Wollfilz wurde gelöst und nach einer Richtung gestrichen, indem das
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
251
verwenden konnte, mit dem Großbetrieb nicht zu konkurrieren; denn eine
4-pferdige Dampfmaschine erfordert nicht viel weniger an Betriebskosten als
eine 20-pferdige. Seitdem aber große Elektricitätswerke nach Belieben Kraft
abgeben, kann ein Handwerker z. B. sie Pferdekraft entnehmen und braucht
dafür kaum mehr zu bezahlen, als der 16. Teil des Preises für eine ganze
Pferdekraft beträgt. Jeder Schneider besitzt heutzutage eine Nähmaschine;
der Bäcker bedient sich einer Maschine zum Zerlegen des Teiges; der Schuh-
macher wendet zum Herausschneiden der Sohlen aus dem Leder, zum Walzen
und Pressen des Leders u. dgl. besondere Maschinen an. Eine solche
Verwendung der Maschinen führt allerdings leicht dahin, daß mancher Klein-
betrieb sich allmählich in einen Großbetrieb umwandelt, besonders wenn
Motoren in Anwendung kommen. So giebt es in Paris, London und Nord-
amerika großartige Schuhfabriken, in welchen jede Verrichtung durch besondere
Maschinen geschieht, die durch Dampfkraft getrieben werden.
Je mehr freilich die Maschinen in die Werkstütte des Handwerkers ein-
dringen, desto größer wird die Gefahr, daß zugleich die Arbeitsteilung, mehr als
es wünschenswert ist, dort einzieht js. Nr. 169). Dadurch sind die Handwerker
einseitiger Ausbildung ausgesetzt; sie lernen zwar einzelne Teile sorgfältig her-
stellen, nicht aber ein Ganzes von Grund aus bearbeiten und zusammensetzen. Da-
mit nun diese Einseitigkeit vermieden wird, sind in neuerer Zeit Lehrwerkstätten
errichtet worden, in welchen die Unterweisung des Meisters ergänzt werden
soll. Der Meister kann es oft beim besten Willen nicht so einrichten, daß
die dem Lehrling aufgetragenen Arbeiten einen lückenlos aufgebauten Lehrgang
darstellen; vielinehr müssen die eingehenden Bestellungen für die Beschäftigung
des Lehrlings maßgebend sein. In den Lehrwerkstätten nun wird den
Lehrlingen Gelegenheit zu regelrechter praktischer Arbeit geboten, mit der sich
eine geregelte Unterweisung verbindet. Außerdem erhalten die Zöglinge
Unterricht im Zeichnen und Rechnen, in Natur- und Maschinenlehre und in
der Buchführung. Solch eine nicht nur für Handwerks-, sondern auch für
Fabriklehrlinge segensreiche Einrichtung besteht schon seit dem Jahre 1882
in Remscheid, und auch die preußische Eisenbahn-Verwaltung hat Lehrwerk-
stätten ins Leben gerufen (s. Nr. 225).
Handwerk und Fabrikwesen haben somit keinen Grund, einander feindlich
gegenüberzustehen; denn beide haben viele Berührungspunkte; beide sind Mächte,
welche das Kulturleben der Menschheit nicht entbehren kann.
Nach Oskar Pache u. a.
*176. Ein betriebsamer Meister.
Im sächsischen Erzgebirge lebte ein Zimmermeister, der die
Kunst, die Umstände auszunützen, so trefflich verstand, dass er in ver-
hältnismässig kurzer Zeit ein reicher Mann wurde. Da das Zimmer-
geschäft in der dortigen Gegend nicht sonderlich lohnend ivar, so fing er
nebenbei einen Holzhandel an. Bald aber sah er ein, dass sich dieser
Nebenenverb in dem holzreichen Landstrich nur rentieren könnte, wenn
er selber in einer Holzschneidemühle die Holzstämme zu Brettern und
Balken verarbeitete. Zur Anlage einer Schneidemühle besass der Zimmer-
mann aber nicht genug Kapital. Dennoch gab er seinen Plan nicht auf,
sondern bestimmte einen benachbarten Mühlenbesitzer dazu, an einem
Bergbache eine Schneidemühle zu bauen, die er dann pachtete. Um aber
das rohe Holz aus dem Walde, das bearbeitete nach der Stadt zu fahren,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
258
für die Verbindlichkeit der Genossenschaft mit dem Betrage von 500 Mark
(beschränkte Haftpflicht). Ans der Zahl der Genossen wird ans beiderseitige
halbjährige Kündigung der Platzmeister gewählt, der u. a. das Lager- und
Verkaufsbuch des Rohstofflagers führt. Alle sechs Monate erfolgt Lager-
aufnahme und Prüfung der Bücher und Kasse durch den aus 5 Personen
bestehenden Aufsichtsrat, der seine Aufgaben ehrenamtlich verrichtet/' In der
Geschäftsordnung ist u. a. festgesetzt: „Der Genuß des Branntweins ist ans
dem Grundstück der Genossenschaft unter allen Umständen streng verboten,
desgleichen das Tabakranchen bei Strafe von 3 Mark. Der Maschinenmeister
hat die Aufsicht über den gesamten Maschinenbetrieb und über die im
Maschinenranm beschäftigten Arbeiter zu führen. Die Benutzung der Maschinen
erfolgt nach Maßgabe der Anmeldung. Wer eine Maschine für bestimmte
Stunden bestellt, hat den entsprechenden Satz zu zahlen, auch wenn er keinen
Gebrauch von der Maschine macht. Ein Buchhalter, der ein kaufmännisch
gebildeter, durchaus zuverlässiger und tüchtiger Mann sein muß, führt als
Beamter der Gesellschaft deren Bücher und Kasse."
Der dreistöckige Holzschuppen der Genossenschaft ist mit einem Industrie-
geleise durch eine Ladebühne verbunden. Für die Mitglieder sind Schuppen
zur privaten Benutzung erbaut. In der Maschinenhalle, die im Winter durch
Dampfheizung erwärmt und durch elektrisches Licht erleuchtet wird, sind
14 Maschinen aufgestellt, die durch eine 35-pferdige Dampfmaschine getrieben
werden. Täglich werden nur drei Centner Kohlen verbraucht, da auch die
Holzabfülle verfeuert werden. In dem neben der Halle befindlichen Trocken-
raume, zu dessen Erwärmung ein Teil der bereits benutzten Dämpfe dient,
herrscht eine durchschnittliche Wärme von 550 6. Im Leimraum befinden sich
durch Dampf erhitzte Vorrichtungen zum Anwärmen des Holzes und ein
ständig warm gehaltener, großer Leimtopf.
Die Hölzer wurden gegen einen Aufschlag von 5—8% abgegeben,
und doch verdiente die Genossenschaft allein am Holzverkanf 5492 Mark.
Für die Benutzung der Maschinen wurden über 9000 Mark eingenommen.
Nach achtmonatlichem Bestehen konnte die Gesellschaft ans das Maschinen-
konto 2684 Mark abschreiben, dem Reservefonds 1316 Mark überweisen und
den Mitgliedern auf die eingezahlten Anteile einen Gewinn von Olso/o ver-
güten; außerdem wurde ein Rabatt von Oftso/o auf beanspruchte Maschinen-
arbeit und Holzentnahme gewährt.
Zur Erhöhung der technischen und geschäftlichen Tüchtigkeit der Hand-
werker sind Meisterkurse eingerichtet worden, in welchen besonders auf
Fachzeichnen, Modell- und Maschinenkunde sowie auf Buchführung Wert
gelegt wird.
Gegner der Genossenschaften behaupten, daß durch sie der Handwerker
gezwungen werde, seine Selbständigkeit aufzugeben; allein dieser Einwurf ist
unbegründet. Kein Mitglied ist verpflichtet, seine geschäftlichen Bedürfnisse
bei der Gesellschaft zu decken. Die Genossenschaft will nur das vermitteln
und beschaffen, wozu die Kraft des Einzelnen nicht ausreicht, um seine
Selbständigkeit'zu erhalten. Die Osnabrücker Tischlermeister fühlen sich jetzt
frei und unabhängig ans eigenem Grund und Boden. Schon regt es sich
auch an andern Orten, und so ist für das gesamte Handwerk ein erfreuliches
Emporblühen zu erwarten Nach C. I. northaus.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]